Auf Gedankenreise mit Abenteurer Till Schenk
„Ich bin davon überzeugt, dass die Welt großartig ist“
Es gibt die einen, die immer nur davon reden und die anderen, die einfach machen. Einer dieser typischen Macher, ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen, ist Till Schenk. Warum er sich darauf einlässt, wovon so viele träumen? Faszination, Neugierde, Begeisterung! Die Natur weckt verschiedenste Emotionen bei uns und ist in ihrer ganzen Pracht ein großer Spielplatz mit unendlichen Möglichkeiten für Abenteuerlustige. Keiner weiß dies besser als er, denn erlebt hat er in der großen weiten Welt so einiges! Wir haben uns mit ihm im Interview über die Wurzeln seiner Abenteuerlust, Grenzerfahrungen, Zukunftspläne und die Schönheit des Lebens unterhalten - da kommt Sehnsucht auf. ;)
Lieber Till, wie würdest du dich in einem Satz beschreiben?
Wer hätte gedacht, dass diese Eingangsfrage schon so schwer ist. Ich habe es ja bis heute nicht mal geschafft, meinen Eltern zu erklären, was ich mache. ;) Ich nenne mich jetzt mal selber Sportmoderator und Abenteurer, der das Leben und Draußensein liebt und eigentlich immer das Ziel jagt, ganz viel Spaß und einen Grund zum Lachen zu haben.
Woher kommt deine Abenteuerlust?
In der Eigenanalyse würde ich sagen, die Abenteuerlust kommt von meinem Vater. Er war es, der mit uns in den Bergen oder in den Wald wandern gegangen ist. Und wo immer „Betreten verboten” stand, war dies mehr eine Einladung nachzugucken, was dahinter steckt. Ich weiß nicht, ob ich an zwei Händen abzählen könnte, wie häufig unsere Mutter uns im Dunkeln vom Berg abholen musste, weil wir uns verlaufen hatten. Meine Erziehung war sehr konservativ im Sinne von „Junge, lerne erst einen anständigen Job”. Es hat gedauert, das loszuwerden. Dementsprechend kommen jetzt viele Projekte auf einmal, um den Nachholbedarf zu befriedigen.
Du sagst, du liebst es, die Grenzen auszuloten, vielleicht sogar die Grenzen zu überschreiten. Was fasziniert dich dabei?
Um es einfach zu sagen, ich habe mich irgendwann vor zwei Jahren auf dem Rad dabei erwischt, wie ich laut lachend durch den Sonnenaufgang gefahren bin. Ich bin eigentlich immer happy.
Die Erlebnisse, die am meisten beeindrucken, passieren in der Natur. Es gibt Momente, da halte ich unterwegs mit dem Fahrrad an und rufe meine Eltern an. Ich bedanke mich dafür, welche Möglichkeiten sie mir gegeben haben.
Die Natur setzt Dinge in Perspektiven um, die ich überaus beeindruckend finde. Du stehst vor dem Berg und es ist wunderschön. Dann bist du mitten in den Bergen und dir wird unmittelbar bewusst, wie klein du eigentlich bist.
Dieses ‚Grenzen austesten‘ ist schon so etwas, von dem ich gerne wüsste, was da nicht mit mir stimmt. Aber ich finde das total faszinierend.
Eine Sache, die dich auszeichnet: Du redest nicht nur davon, sondern du machst es auch. Gibt es etwas, woran du dich besonders gerne zurückerinnerst?
Es gab schon viele coole Sachen. Aber wenn ich eine aussuchen muss, war es die Radtour durch Westafrika. Einfach aufgrund dessen, wie es und was passiert ist und was ich über mich selbst gelernt habe.
21 Tage ohne Pause, 3.200 Kilometer von Marokko durch die West Sahara, Mauretanien und Senegal nach Gambia. Das war schon phänomenal und schwer beeindruckend. Von der Mitfahrt im Eisenminen-Zug zu neuen Freundschaften, meinem ersten Sandsturm oder der Erkenntnis, dass Dakar die schlimmste Stadt ist, in der ich je war. Die ersten 10 Tage verbrachte ich mit meinem Kumpel Thorben zusammen, danach blieben nur noch mein Zelt und ich alleine.
Hat dich diese Tour als Mensch verändert?
Ich glaube wesentlich mehr, als es mir am Anfang aufgefallen ist. Als jüngstes von vier Kindern hatte ich eine wohlbehütete Kindheit. Meine Familie stand finanziell gut da, alles war super. Also hatte ich in meinen frühen Zwanzigern eine Arroganz an den Tag gelegt, da würde ich mir heute links und rechts was über die Ohren hauen.
Ich dachte wirklich, mir gehört die Welt, mir kann keiner was und ich bin total wichtig.
Seitdem ich von Afrika zurückgekommen bin, bin ich weniger auf mich selbst fokussiert. Eine schöne Erfahrung war es, festzustellen, dass ich nicht ganz so verwöhnt bin, wie ich es vermutet hatte. Ich konnte zum Beispiel ganz wunderbar im Dreck schlafen und Dinge essen, die wahrscheinlich vorher vom LKW überfahren worden sind. Die Probleme in anderen Ländern bewusst zu verarbeiten, hat eine Veränderung in mir hervorgerufen. In Afrika gibt es wenig zu essen und trotzdem teilt jeder mit jedem. In der westlichen Welt bekommst du zu hören, du musst vegan leben. Dazu kann ich nur sagen: „Wisst ihr eigentlich das Privileg zu schätzen, nur darüber nachdenken zu können? Ach, ich esse kein Tier, weil ich es nicht muss.” Diese Frage stellt sich in Afrika nicht.
Ist dir das schon zum Verhängnis geworden, dass du so ein Macher bist, der die Dinge immer proaktiv angeht?
Ein klares Nein. Aus der Sicht anderer, vielleicht. Machen ist mit vielen Hausaufgaben und Wissen verbunden. Und in Afrika im Sandsturm verloren zu gehen ist für viele wohl nicht ganz ideal. Ich fand es aber sehr spannend.
Gibt es einen Lebenstraum, den du hast?
Auch wenn ich viel unterwegs bin und Ideen schnell ändere, gibt es eine Konstante, seitdem ich 18 Jahre alt bin. Das Bild, wie ich leben möchte, wenn ich älter bin. Ich stelle mir ein modernes Holzhaus mit Bergen im Hintergrund vor. Um das Haus ist großes freies Land, vielleicht ein kleiner See und ich bin relativ abgeschieden in Ruhe. Das ist der Traum!
Was hast du in nächster Zeit für Projekte geplant?
Das große Projekt ist „Sieben Kontinente“. Aktuell sind für jeden Kontinent zwei Wochen-Trips geplant. Das zusammenhängende Erlebnis, das bei jedem Trip stattfinden soll, ist das „Everesting“. Natürlich will ich dabei in den jeweiligen zwei Wochen möglichst viele Abenteuer erleben, die Kultur kennenlernen und supercoole Geschichten erfahren.
Das Everesting-Prinzip:
Die Strecke auf einen Berg (mit dem Rad, zu Fuß, auf Ski etc.) wird so oft zurückgelegt, bis man in Summe 8848 Höhenmeter (Höhe des Mount Everest) erreicht hat.
Hast du ein Motto, wonach du lebst?
Nicht wirklich ein Motto, aber was ich mir immer wieder sage:
“Ich bin davon überzeugt, dass die Welt großartig ist”.
Wer bist du, wenn du in der Welt keinen Spaß findest? Dann machst du etwas falsch, dann stimmt mit der Einstellung etwas nicht. Das ist auch der Ansatz des Projekts. Ich will zeigen, man soll auf den Planeten aufpassen. Nicht mit der „Oh, es ist alles so schlimm”-Keule, sondern mit „Guck mal, so schön ist es. Wäre doch perfekt, wenn wir für die nachfolgenden Generationen mehr Wert darauf legen.“
Gibt es etwas, das du auf keinen Fall machen würdest? Also zum Beispiel aus dem Flugzeug springen oder Tiefseetauchen?
Nee, also tatsächlich fällt mir so direkt nichts ein. Aber es gibt ganz klare Parameter, die erfüllt werden müssen. Auch wenn das nicht jeder in meinem Umfeld so sieht, ich bin definitiv nicht lebensmüde. Ich mag mein Leben. Das heißt, ich würde nicht mein Leben, zumindest in meinen Augen, unnötig aufs Spiel setzen. Ansonsten bin ich offen für vieles.
Eines fällt mir da doch ein: Höhlentauchen. Im Endeffekt etwas, das meine Bewegung komplett einschränkt und ich nicht mehr sehen kann, was um mich herum passiert. Da bin ich raus.
Vielen Dank, lieber Till, für deine sehr spannenden Einblicke in die Gedankengänge und das Leben eines Abenteurers. Und nun: raus und machen! Wir sollten dankbar sein für die Möglichkeiten, die uns das Leben bereitet. Du willst die Natur erleben? Erwandere sie – mit folgenden Tipps.