Alleine wandern für die Seele – glückliche Momente in der Natur
Nur du und die Natur: Ein Solo-Wandertrip mit unsichtbarem Reset-Knopf
Schon als Kind war Steffi Kaifel mit ihren Eltern in den Bergen, heute sucht sie regelmäßig sportlichen Ausgleich zu ihrem Büroalltag. Wandern, Mountainbiken oder winterliche Skitouren gehören zum Leben der 34-jährigen Teamleiterin im Bereich Events & Messen bei ERDINGER Weißbräu einfach dazu. Alleine wandern macht nicht nur den Kopf frei vom Alltagsstress, sondern hilft auch dabei, zu sich selbst zu finden. Heute nimmt uns Steffi mit auf ihre Wanderung. Es geht zur Lenggrieser Hütte – mit im Gepäck: gute Gründe für deinen Solo-Trip!
Alleine wandern? Soll ich’s wirklich machen oder lass’ ich’s lieber sein?
Vielleicht hast du dir schon öfter vorgenommen, eine Wandertour alleine zu starten. Aber dann schaltet sich dein Kopf ein und Bedenken machen sich breit? Ist das nicht nach einer Weile wahnsinnig langweilig? Vielleicht regnet es später noch oder es wird windig? Was ist, wenn ich mich verlaufe? Kenne ich die Strecke wirklich gut genug, um entspannt zu sein? Was passiert, wenn ich mich verletze? Wer kann mir dann helfen?
Diese Gedanken sind ganz normal. Alleine sein und dann noch alleine wandern haben die wenigsten von uns gelernt. In der Regel wachsen wir mit vielen sozialen Kontakten auf und teilen schöne Momente mit unseren Freunden oder mit der Familie.
Gute Gründe für deinen Solo-Trip
Es gibt allerdings viele Gründe, um alleine zu wandern: Niemand will etwas von dir, keiner verlangt deine Aufmerksamkeit. Du kannst dich ganz auf dich und deine Gedanken fokussieren, Stress abbauen, neue Kraft tanken und die Ruhe und Natur genießen. Die Bewegung an der frischen Luft ist super für deinen Körper, deinen Geist und für die Seele. Klar, das ist sie auch, bei einem Wander-Wochenende mit Freundinnen. Allerdings gerätst du schneller ins Plaudern und nimmst weniger die Natur, deinen Atem und dich selbst wahr. Außerdem bist du so völlig frei in deinen Entscheidungen wie lange, wo und wie schnell oder langsam du wandern möchtest.
Alleine wandern – mit der richtigen Vorbereitung
Alleine wandern bedeutet allerdings nicht, einfach drauflos zu stapfen. Vor deiner Single-Wanderung solltest du dich vorbereiten.
- Checke immer die Wettervorhersage. Gerade in den Bergen kann das Wetter schnell umschlagen.
- Auch die Streckenauswahl erfordert manchmal etwas mehr Zeit. Schaue nicht nur auf die Kilometer – entscheidend sind auch die Höhenmeter.
So planst du deine Wanderzeit
Als Richtwert gilt: Je nach Kondition und Erfahrung benötigst du im Durchschnitt für 300 Höhenmeter etwa eine Stunde.
Das muss mit auf deine Wanderung:
- Einen bequemen, gut sitzenden Rucksack
- Eine Wanderkarte der Regionen (kostet zwischen 9 und 13 Euro und gibt’s online und im Sportgeschäft)
- Ein ausgeschaltetes, aber aufgeladenes Handy
- Ein kleines Erste-Hilfe-Set, das nicht viel Platz wegnimmt
- Blasenpflaster
- 1 Liter Wasser in einem Trinkbeutel oder in einer Flasche
- Snacks – genauer gesagt, drei Riegel
- Apfel
- Regenjacke
- Wechselshirt, langes Fleeceshirt
- Cap und ein Buff
- Sonnencreme
Außerdem können Stöcke und Wanderstiefel von Vorteil sein.
Alleine wandern mit Ziel: für Steffi geht’s zur Lenggrieser Hütte
„Heute Nachmittag kommt meine Familie zu Besuch. Und auch, wenn ich sie natürlich über alles liebe: Diese Treffen können einen Hauch von Stresspotenzial in sich tragen. Um für ein bisschen Grund-Entspannung und ein gelassenes Gemüt zu sorgen, starte ich also um 9.30 Uhr mit einer Wanderung in den Tag. Wandern ist für mich auch immer mit Genuss verbunden – daher suche ich mir häufig kulinarische Ziele. Ein Stück Kuchen oder eine Brotzeit, ins Tal schauen und die Seele baumeln lassen – na, wenn das kein Anreiz ist! Die Strecke zur Lenggrieser Hütte kenne ich: 650 Höhenmeter – rund 3 Stunden und 45 Minuten plane ich dafür ein, die perfekte Distanz für diesen Tag. Anstrengend, aber gut machbar. Da ich in der Nähe von Bad Tölz wohne, bin ich in wenigen Autominuten am Parkplatz Lenggries-Hohenburg. Von dort aus wandere ich zum Grasleitensteig.”
Wie finde ich eine geeignete Wanderroute?
Deine Wanderroute bestimmst du je nachdem, wie lange du unterwegs sein möchtest und wie fit du bist. Bist du noch ein Greenhorn unter den Solo-Wanderern, empfehlen wir dir, mit einem langen Spaziergang durch den Wald zu starten. Es gibt viele kleinere Routen, die beschildert sind. Wenn du mehr willst, helfen dir Wander-Apps wie komoot.de, bergfex.de oder alpenverein.at, deine perfekten Wanderstrecken zu finden. Hier kannst du auch den Schwierigkeitsgrad und die Tourdauer einstellen.
Alleine wandern damit der Alltag aus dem Kopf verschwindet
„Die Stiefel habe ich mir auf dem Parkplatz fest geschnürt, der Rucksack ist auf dem Rücken, die Stöcke sind in den Händen – ich bin bereit! Es geht immer entlang der Schilder. Während der ersten halben Stunde ist mein Kopf noch voll mit meinem Alltag: Habe ich alles für den anstehenden Familienbesuch vorbereitet? Muss ich noch was planen? Mir geht vieles durch den Kopf: Die Erlebnisse der letzten Tage, die Arbeit, meine Familie, mein Freundeskreis. Alles Dinge, die mich beschäftigen. Und die Gedanken wollen mich erst mal nicht loslassen – oder ich sie nicht? Die ansteigenden Höhenmeter merke ich mittlerweile auch – in den Beinen und an meiner Atmung.“
„Je länger ich unterwegs bin, desto mehr schweife ich gedanklich ab. Ich nehme die blühenden Blumen am Wegesrand wahr, genieße die gute Luft, beobachte den plätschernden Bachlauf, gönne mir einen Blick ins Tal und bemerke: Der Alltag ist ganz weit weg!“
Alleine wandern ist wie meditieren in der Einsamkeit
Je mehr du dich auf deinen Atem konzentrierst, deinem Bewegungsrhythmus folgst und deinen Körper wahrnimmst, desto weniger werden belastende Gedanken auftauchen. Nach einer Zeit wirst du feststellen, dass du einige Streckenabschnitte nicht aktiv wahrgenommen hast – du warst im Flow. Ganz bei dir. Fast wie eine Meditation im Freien.
Viel trinken und bewusst atmen – so sorgst du auf deinem Solo-Wandertrip gut für dich
Das Wetter ist mit 24 Grad und Sonnenschein perfekt für Steffis Single-Wanderung. „Längere Pausen mache ich kaum, halte aber gelegentlich an, um ins Tal zu schauen – ich lasse im wahrsten Sinne meine Seele baumeln. Trinken kann ich ganz bequem nebenbei, denn in meinem Rucksack habe ich einen Trinkbeutel.“
„Alleine wandern bedeutet für mich, einfach im Moment zu sein. Ehrgeiz ist hier total unnötig. Ich will friedliche Stunden in der Natur erleben, keine Goals erreichen oder Timings einhalten müssen.“
Käsekuchen und Auszeit auf 1338 Höhenmeter – die Lenggrieser Hütte
„Knapp zwei Stunden benötige ich für meinen Aufstieg, ehe ich die Lenggrieser Hütte erreiche. Es ist Mittagszeit – die Hütte ist zwar gut besucht, aber nicht überlagert. Auf der Terrasse habe ich schon so manche Pause eingelegt und bin danach noch weiter aufwärts gewandert. Aber jetzt, auf 1338 Höhenmeter, gönne ich mir erst mal ein Stück Käsekuchen. Der Ausblick auf das Brauneck, die kleine Stärkung und die Sonne – über eine Stunde verbringe ich hier oben. Jetzt zahlt es sich aus, dass ich früh losgegangen bin.“
Wie du im Alleinsein für gute Beziehungen sorgst
„Wer alleine wandert, hat wohl keine Freunde.“ Eine veraltete Ansicht, denn das Gegenteil ist der Fall! Wer sich immer wieder einen Ausgleich zum Alltag gönnt, mit Abstand auf die Dinge des Lebens schaut und für sich die Erfahrung macht, alleine sein zu können, baut Selbstvertrauen auf. Das ist nicht nur gut für das eigene Ich, sondern auch für unsere Beziehungen. Deine Freunde, dein Partner oder die Familie wird deine Losgelassenheit spüren. Und so kannst du freudestrahlend von deinen Erlebnissen erzählen.
Alleine zu wandern ordnet manches neu
„Ich mag Rundtouren oder zumindest Wegstrecken, die unterschiedlich verlaufen. So wird die Wanderung ein bisschen abwechslungsreicher. Der Abstieg ist gut machbar und mit meinen Stöcken komme ich in einen guten Flow. Außerdem ist die Stütze angenehm für meine Knie. Nach etwa einer Stunde erreiche ich die Gabelung, die mir vom Aufstieg noch in Erinnerung ist. Verrückt, welche Fragen und Gedanken zu Beginn meiner Wanderung noch in meinem Kopf kreisten.“
„All der Trubel ist jetzt, mitten in der Natur, ziemlich weit weg von mir. Und mit diesem Abstand beantworte ich die Frage „Was ist mir wichtig?“ wie aus dem Effeff: Gesundheit, Familie und Lebensfreude! Ich habe das Gefühl, meine Priorisierungen sind wieder zurechtgebogen – meine To-do-Liste spielt jedenfalls keine Rolle mehr.“
Mein Fazit: Alleine wandern ist wie Hühnersuppe für die Seele
In meiner Teeniezeit war Wandern für mich nicht unbedingt die tollste Freizeitaktivität. Erst einige Jahre später lernte ich dieses positive Gefühl in den Bergen wieder zu schätzen. Die Bewegung, die Natur und die Menschen, die ich unterwegs treffe, tun mir gut. Auch dieses Mal nehme ich wieder viele positive Vibes mit nach Hause. Auch, wenn ich im Vorfeld manchmal glaube, keine Zeit zu haben – ich stelle ich immer wieder fest: Alleine zu wandern gibt mir ganz viel Ruhe und Gelassenheit. Probiere es mal aus!
Steffi