Das Rennen um die begehrteste Krone im Triathlon
Ob Newcomer oder Routinier – die Langstrecke im WM-Format ist in Nizza für alle Neuland

Die Ironman-Weltmeisterschaft der Profi-Männer steht kurz bevor und wird erstmals in Europa, genauer in Nizza, Frankreich, ausgetragen. Mit dabei am 10. September sind fünf deutsche Athleten. Die Spannung ist greifbar, die Vorbereitungen intensiv, die Athleten bereit, ihre körperlichen und mentalen Grenzen zu überwinden – unterstützt von ihren Fans. Dieser Tag verspricht Tränen, Jubel und unvergessliche Geschichten. Die Ironman-Weltmeisterschaft wird nicht nur sportliche Höchstleistungen, sondern auch Willensstärke feiern.
Insgesamt haben sich 56 Profi-Athleten für die Ironman-Weltmeisterschaft qualifiziert. Allerdings werden einige bekannte Namen fehlen, wie zum Beispiel die letzten Ironman-Weltmeister Kristian Blummenfelt und Gustav Iden, die zwar qualifiziert sind, aber ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Olympischen Spiele in Paris 2024 richten. Ebenso wird der ebenfalls als Top-Favorit gehandelte Australier Max Neumann nicht an den Start gehen. Der Australier musste genauso wie der britische Ausnahmetriathlet Alistair Brownlee seine Teilnahme verletzungsbedingt absagen. Gar nicht erst qualifiziert haben sich dagegen der kanadische Routinier Lionel Sanders und der US-Amerikaner Sam Long. Auch ERDINGER Alkoholfrei Profi Florian Angert hat nach einer rabenschwarzen Saison die WM-Qualifikation leider verpasst.
Heimvorteil? Die Franzosen sollte man im Auge behalten

Wer sich dieses Jahr die Krone aufsetzen darf, bleibt bis zur letzten Sekunde spannend. Insbesondere die Franzosen wollen bei ihrer Heim-WM sicherlich ein Wörtchen mitreden: Léon Chevalier, Clément Mignon und
Sam Laidlow kennen die Radstrecke wie aus ihrer Westentasche und werden mit französischem Nationalstolz alles geben. Für Chevalier wird das Heimspiel in Nizza die dritte Weltmeisterschaft sein. 2022 blieb er als Siebter unter der magischen 8-Stunden-Marke.
Clément Mignon knackte in diesem Rennen ebenfalls die 8 Stunden, wurde allerdings Neunter. Im Mai diesen Jahres ließ der 24-Jährige auf Ibiza als ITU-Weltmeister über die Triathlon-Langdistanz aufhorchen.


Ein weiterer lokaler Favorit und aussichtsreicher Titelanwärter ist der Franzose Sam Laidlow – der zweitschnellste Kona-Finisher der Geschichte. Bei seiner WM-Premiere im Mai 2022 schaffte er es bereits unter
die Top10 und wurde im Oktober 2022 beim Ironman Hawaii Vize-Weltmeister. Zunächst war unklar, ob er seinen Startplatz bei der diesjährigen WM aufgrund einer Wadenverletzung wahrnehmen kann. Laidlow hat sich mittlerweile erholt und wird im September zum dritten Mal Ironman-WM-Luft schnuppern dürfen.
Wenn die Dänen in den Süden kommen
Magnus Ditlev erlebte seinen Durchbruch während der Corona-Pandemie. Im Jahr 2020 eroberte er den ersten Platz bei der Mitteldistanz in Polen. Darauf folgten weitere Podiumsplätzen, bis er im April 2022 in Texas erstmals die Herausforderung der Langdistanz annahm und den zweiten Platz sicherte. Direkt danach triumphierte er bei der Challenge Roth und wiederholte in diesem Jahr seine Spitzenplatzierung. Sein Debüt auf Hawaii gab der junge Däne 2022, wo er den achten Platz unter den Top 10 belegte. Magnus krönte sich zum Sieger beim Ironman Mexico und sicherte sich erneut die Qualifikation für die Weltmeisterschaft.
Daniel Bækkegård, fünffacher Ironman-70.3-Sieger, steht den Erfolgen seines Landsmannes in nichts nach. Dies unterstrich er mit Platz 7 bei seiner ersten Ironman-Weltmeisterschaft 2022 in St. George. Seine zweite Platzierung beim Ironman Israel hat ihm nun die Gelegenheit eröffnet, sich in Nizza zu beweisen. Wir können gespannt sein, ob die Dänen ihr volles Potenzial auch in Nizza entfalten werden.
An einer Hand abzuzählen – die deutschen Triathleten
Deutsche Vertreter lassen sich dieses Jahr an einer Hand abzählen: Franz Löschke, Jan Frodeno, Jonas Hoffmann, Leonard Arnold und Patrick Lange.
Jonas Hoffmann wagt in Nizza eine neue Herausforderung. Der ursprüngliche Cross-Duathlet Jonas Hoffmann startet seit 2021 als Profi-Triathlet. Für ihn ist das Mittelmeer vor Nizza kein unbekanntes Gewässer. Denn ausgerechnet beim Ironman Nizza 2023 qualifizierte er sich als Dritter für die WM – übrigens war das sein erstes Rennen auf der Ironman-Distanz.


Leonard Arnold sicherte sich auf beeindruckende Weise sein WM-Ticket bei seinem Debüt auf der Langdistanz beim Ironman Switzerland. Vor allem seine starke Leistung beim Radfahren mit 2200 Höhenmetern brachten ihn auf einen sensationellen zweiten Platz. Gute Voraussetzungen in Hinblick auf die bergige Radstrecke in Nizza.
Bleiben noch Jan Frodeno und Patrick Lange: Die beiden ehemaligen Champions werden sich das Rennen an der Côte ebenfalls nicht entgehen lassen. Jan Frodeno wird es nochmal allen beweisen wollen. Der 42-Jährige nähert sich dem Ende seiner glanzvollen Profikarriere. Der dreifache Ironman-Hawaii-Sieger stellte zuletzt am 4. August 2023 seine Extraklasse unter Beweis und entschied die PTO US Open in Milwaukee (USA) für sich. Frodenos ursprünglicher Plan war es, sich bereits 2022 zur Ruhe zu setzen – im besten Fall mit dem viertem Hawaii-Titel in der Tasche. Doch Probleme mit der Achillessehne, anhaltendende Schmerzen sowie ein Radsturz mit folgender Hüftoperation machten ihm einen Strich durch die Rechnung.

Trotz vieler Rückschläge, emotionalen Monaten und der Zwangspause feierte Frodeno im Mai 2023 sein Comeback bei den PTO European Open auf Ibiza und belegte Platz vier. Im Juni verfehlte er den Podiumsplatz beim Ironman Hamburg nur knapp. Ob Frodeno für Nizza bereit ist? Obwohl die hügelige Radstrecke nicht für Jan Frodeno gemacht scheint und sich sein letztes Rennen kaum mit einer Langdistanz vergleichen lässt, zählt er dank seiner ganzen Erfahrung und seines unbändigen Ehrgeizes definitiv zum Favoritenkreis.
Last but not least: Patrick Lange. Der ERDINGER Alkoholfrei Profi-Triathlet war für seine Vorbereitungen im Trainingslager in St. Moritz und ist überaus zufrieden. Nach seinem starken zweiten Platz bei der Challenge Roth, wo er im Marathon seinen eigenen Langdistanzrekord um vier Sekunden auf 2:30:27 h verbessern konnte, ist er auf einem sehr guten Weg. Der zweifache Weltmeister weiß jetzt schon: „Nizza wird ein spannendes Rennen. Keiner von uns hat hier bisher einen Wettkampf im Weltmeisterschaftsformat absolviert. Daher ist es sehr schwierig, konkrete Zielsetzungen anzugeben.“ 2019 starte Lange zum ersten Mal in Nizza bei den World Championships, jedoch im 70.3-Format. „Ich denke, dass vor allem das Radfahren mit 2400 Höhenmetern von ganz entscheidender Bedeutung sein wird – und genau da sehe ich meine Chance. Die berühmte Power-to-Weight-Ratio sollte mir eher in die Karten spielen als zum Beispiel in Roth oder auf Hawaii.“.
Patrick Lange im Portrait

Patrick wird dieses Jahr zum siebten Mal die Ironman-WM bestreiten. Bereits seit seiner Kindheit war Sport ein zentraler Teil seines Lebens. Obwohl der gebürtige Hesse verschiedene Sportarten ausprobierte, fand er seine Liebe im Ausdauersport – nicht zuletzt durch die vielen gemeinsamen Laufeinheiten mit seinem Vater und dessen Laufgruppe. Zwischenzeitlich konzentrierte er sich auf das Mountainbiken, stürzte 2002 jedoch schwere. Das brauchte ihn im Alter von 15 Jahren zum Wechsel vom Mountainbiken zum Triathlon.
- Geburtstag: 25. August 1986
- Triathlon seit 2002
- Ausbildung zum Physiotherapeuten
- Im ERDINGER Active TEAM seit 2017
- Deutschlands Sportler des Jahres 2018
Im Jahr 2016 absolvierte er seine erste Langdistanz beim Ironman Texas und konnte sie sofort für sich entscheiden.
Damit sicherte er sich seinen ersten Start bei der Ironman-WM auf Hawaii im gleichen Jahr. Dort erreichte er nicht nur einen herausragenden dritten Platz, sondern stellte einen neuen Streckenrekord im abschließenden Marathon auf. In den darauffolgenden zwei Jahren holte er sich seine beiden Ironman-Weltmeisterschaften.

Noch heute ist die Startnummer Fünf, mit der er 2017 seinen ersten Weltmeister-Titel auf Hawaii gewann, seine Lieblingsstartnummer. Bei seinem zweiten Sieg 2018 schrieb Patrick Geschichte im Triathlon-Sport: Als erster Athlet überhaupt unterbot er die magische 8-Stunden-Marke auf dem anspruchsvollen Kurs von Ironman Hawaii.
„Ich bin stolz darauf, dass ich trotz meiner 37 Jahren noch mithalten kann. Es freut mich einfach, die Farben des ERDINGER Active TEAMs weiterhin erfolgreich zu vertreten und möglichst ganz oben auf dem Podium zu stehen. Das ist natürlich auch für Nizza wieder das Ziel.“
Patrick muss sich auf jeden Fall nicht verstecken und wir sind zuversichtlich, dass er bei den Favoriten mitspielen wird.