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Die Leiden der Athleten auf Hawaii

#Hawaii 2018

Sportmedizinerin Dr. Katrin Esefeld erklärt die besonderen Herausforderungen

Die Leiden der Athleten auf Hawaii

Eine Luftfeuchtigkeit von rund 90% und Außentemperaturen bis zu 40°C: der Ironman Hawaii ist berühmt berüchtigt für seine extremen Bedingungen. Und dennoch laufen Spitzenathleten wie Patrick Lange auf der Marathonstrecke ein irres Tempo von etwa 3:40 Minuten pro Kilometer. Kaum vorstellbar. Doch was macht das mit dem Körper eines Athleten? Dr. Katrin Esefeld, Oberärztin am Zentrum für Prävention und Sportmedizin der Technischen Universität (TU) München und selbst siebenfache Hawaii-Finisherin - drei Mal davon sogar als Altersklassen-Weltmeisterin -, klärt auf.

Diese Kombination hat es in sich: hohe Luftfeuchtigkeit und extreme Temperaturen. Warum? Schweiß kann wegen der Luftfeuchtigkeit nicht mehr so gut verdunsten, sein kühlender Effekt ist reduziert. Die Folge: Der Körper beginnt zu überhitzen. Teilweise werden Körpertemperaturen über 39 Grad erreicht. Dazu kommt, dass der Athlet während der schier übermenschlichen Anstrengungen weiter Flüssigkeit verliert. Diese ist jedoch für verschiedene Stoffwechselprozesse unbedingt notwendig. Verfügt der menschliche Organismus über zu wenig Flüssigkeit, hat das gravierende Auswirkungen. Sauerstoff gelangt nicht mehr schnell genug in die Zellen, die Atmungskette ist gestört, die Energiegewinnung deutlich verlangsamt. Zudem verliert der Körper beim Schwitzen wichtige Elektrolyte. Muskuläre und neurologische Probleme drohen.

„Bereits ein Flüssigkeitsverlust von 1-2 % des Körpergewichts oder eine Körpertemperatur von über 39°C führen zu einer deutlichen Reduktion der Leistungsfähigkeit.“ Dr. Katrin Esefeld

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete

Auf Hawaii herrschen extreme, aber sicherlich keine überraschenden Bedingungen. Daher können sich Athleten gut darauf einstellen.

  • Simulation: Vor dem Wettkampf mehrmals unter ähnlichen Situationen trainieren. Auf diese Weise gewöhnt sich der Körper an die äußeren Umstände und kann sich im Rennen besser darauf einstellen.
  • Planung: Eine rechtzeitige Anreise ist absolut sinnvoll. Dadurch kann man nicht nur die verschiedenen Streckenabschnitte perfekt einstudieren, sondern gibt dem Körper die Gelegenheit, sich zu akklimatisieren.
  • Kleidung: Im Wettkampf müssen sich die Athleten vor der Hitze schützen. Absolute Pflicht ist eine leichte Kopfbedeckung wie Kappe oder Tuch, um einer Überhitzung des Gehirns entgegenzuwirken. Sonnencreme beugt schmerzhafte Sonnenbrände vor.
  • Ausgeglichener Flüssigkeitshaushalt: Man sollte schon gut hydriert an den Start gehen. Das bedeutet: In den Tagen vorher ausreichend trinken. Neben der Wasseraufnahme muss auch der Elektrolytspeicher aufgefüllt werden. Ob man genug trinkt, ist an der Farbe des Urins abzulesen. Er sollte relativ hell sein. Allerdings darf man sich auch nicht „übertrinken“ – die Balance aus Wasser und Elektrolyten muss schließlich stimmen.

Wann, wie oft und was sollte während des Rennens getrunken werden?

Eindeutige Antworten gibt es nicht. Jeder Athlet ist individuell. Außerdem spielen Belastungsintensität, Akklimatisationsfähigkeit, Trainingsstand, Kleidung, Windverhältnisse und vieles mehr eine Rolle. Mit hohen Flüssigkeitsverlusten von etwa 500 bis 1.500 ml pro Stunde muss aber jeder Starter rechnen. Diese gilt es wieder auszugleichen – rechtzeitig und kontinuierlich.

„Während des Wettkampfes sollte man von Anfang trinken und auf keinen Fall erst, wenn man ein Durstgefühl spürt.“ Dr. Katrin Esefeld

Als Faustregel gelten ca. 150-200 ml Flüssigkeit alle 15 bis 20 Minuten. Ganz wichtig: Niemals nur Wasser trinken! Das füllt zwar den Flüssigkeitshaushalt, senkt aber gleichzeitig die relative Natriumkonzentration im Organismus. Im schlimmsten Fall kann das zu schweren, lebensbedrohlichen neurologischen Problemen wie einem Hirnödem oder einer Hirnschwellung führen. Daher greift man am besten zu isotonischen Elektrolytgetränken. Die gleichen sowohl Flüssigkeits- als auch Nährstoffverluste aus. Auf kohlensäurehaltige Getränke wie Saftschorlen sollte während des Rennens verzichtet werden. Wenn es hart auf hart kommt, empfiehlt sich die Einnahme von Salztabletten. Übrigens: Bei perfekt trainierten Spitzenathleten wie Patrick Lange ist der Schweiß weniger stark konzentriert. Das heißt, er verliert beim Schwitzen weniger Salz als unfittere Athleten. Denn unglaublich, aber wahr: Je besser Sportler trainiert sind, desto besser funktionieren ihre Schweißdrüsen. Sie schwemmen weniger Nährstoffe aus und dosieren die Schweißmenge. Für einen optimalen Kühleffekt wird die Körperoberfläche nur leicht benetzt. Ausreichend und richtig trinken muss aber auch Patrick Lange.

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