Ich trainiere gern in einer Gruppe auf dem Rennrad, weil es den Spaß am Radfahren maximal erhöht – bei moderater Geschwindigkeit kann man sich gut unterhalten und sich auch gegenseitig pushen, wenn man für ein paar Minuten mal richtig anzieht. Wenn du mit dem Radsport anfängst, ist es sinnvoll, dir Gleichgesinnte oder Erfahrene zu suchen und in einer Gruppe zu trainieren. Anfängliche Unsicherheit in einer Rennradgruppe kannst du ablegen, wenn du die Regeln kennst – wie man miteinander fährt und während des Fahrens kommuniziert.
Regel Nummer 1: Klar kommunizieren
Wenn du in eine Gruppe mit etwas erfahreneren Radfahrern eintrittst, solltest du von Anfang an kommunizieren, dass du gerade anfängst – dann wissen alle, auf welchem Trainingsniveau du dich befindest und können sich entsprechend anpassen.
Aus meiner Sicht sollte das Tempo in einer Hobbygruppe immer an den Langsamsten angepasst werden. Das ist kein Gesetz, aber ungeschriebene Etikette.
Regel Nummer 2: Formationen sicher fahren
Auf öffentlichen Straßen gibt die Verkehrsordnung vor, in einer Gruppe einzeln hintereinander zu fahren – erst ab einer Gruppengröße von 16 Fahrern darf man sich als „geschlossener Verband“ in Zweierreihen formieren. Dann müssen alle darauf achten, möglichst weit rechts zu fahren, damit der Straßenverkehr nicht behindert oder gar ein Sportler gefährdet wird.
Du musst dich in einer Rennradgruppe schnell daran gewöhnen, eng nebeneinander zu fahren. Das braucht Übung, weil du dich anfangs eventuell unsicher fühlst – umso wichtiger ist das gegenseitige Vertrauen in der Gruppe.
Je höher das Niveau, desto eingespielter sind meist auch die Radsportler aufeinander. Bei manchen Gruppen sieht man dann auch mal drei Radfahrer nebeneinander. Ich persönlich halte da nicht viel von, denn der Radsport sollte in allererster Linie sicher sein – deswegen ist defensives Fahren bei minimalem Risiko für mich oberste Prämisse.
Eine weitere Regel: Man überholt sich nicht gegenseitig. Der vorne fahrende Radfahrer führt die Gruppe an, hat die meiste Verantwortung und gibt normalerweise auch die Geschwindigkeit vor. Er hat die meiste Anstrengung zu bewältigen, weil er gegen den Widerstand des Winds tritt, während die anderen in der Gruppe seinen Windschatten für sich nutzen können. Bei einer Ausfahrt entscheidet ihr zu Beginn, wer vorne fährt. Der erste Radfahrer entscheidet dann auch im Laufe der Fahrt, ob und wann durchgewechselt werden soll und gibt dies mit dem entsprechenden Handzeichen an – das erkläre ich gleich.
Fahren im Windschatten
Du sparst bis zu 50% deiner Kraft, wenn du im Windschatten der Gruppe fährst. Das ist sinnvoll, wenn deine Kraftausdauer und Durchschnittsgeschwindigkeit als Einsteiger niedriger ist als das der anderen Gruppenmitglieder.
6 Handzeichen beim Radfahren, die du kennen musst
Wenn die Gruppe sich in ihrer Formation gefunden hat, geht es darum, dass ihr so miteinander kommuniziert, dass auch der letzte in der Reihe mitbekommt, was vorne los ist. Dazu gibt es im Radsport verschiedene Handzeichen, auf die jeder in der Rennradgruppe entsprechend reagieren muss.
Hebt der führende Radfahrer die Hand nach oben und ruft dabei, will er auf etwas aufmerksam machen: es kommt eine Kreuzung, ein Hindernis oder eine andere Situation, in der alle Radfahrer bremsen müssen. Hier ist es besonders wichtig, dass der Gruppenführer die Hand rechtzeitig hebt und alle anderen das Signal schnell weitergeben, damit niemand eine Vollbremsung einlegen muss.
Wenn der Gruppenführer die Hand hebt und dabei einen oder zwei Finger ausstreckt, muss sich die Gruppe neu formieren, beispielsweise um eine Engstelle zu passieren. Ein ausgestreckter Zeigefinger signalisiert eine lange Reihe aller Mitfahrer, zwei Finger eine doppelte Reihe mit zwei Fahrern nebeneinander.
Bei einer Ablösung, wenn der erste Radfahrer aus dem Wind rausfahren und sich hinten einordnen will, streckt er in der Regel den linken Arm aus um anzuzeigen, dass der Rest der Gruppe an ihm vorbeiziehen kann.
Deutet der Gruppenführer mit seinem Zeigefinger über dem Kopf nach rechts oder links, erfolgt ein Richtungswechsel, zum Beispiel durch abbiegen.
Legt der führende Radfahrer eine Hand auf den Rücken und winkt damit in eine Richtung, muss die Gruppe ein stehendes Hindernis umfahren. Liegt also zum Beispiel die rechte Hand auf dem Rücken und winkt nach links, befindet sich das Hindernis auf der rechten Seite und wird links umfahren.
Bei einem Hindernis auf der Strecke deutet der Gruppenführer mit seinem ausgestreckten Arm auf den Boden. Bahnschienen, Scherben, Äste oder Schlaglöcher können der ganzen Gruppe zum Verhängnis werden: wenn ein Radfahrer stürzt können die Hintermänner meist nicht rechtzeitig ausweichen.
Um Stürze zu verhindern und dem Fahrer vor dir genug Platz zu lassen, ist es wichtig, dass du einen ausreichenden Abstand einhältst. Schnippt dein Vordermann mit den Fingern oder macht eine schiebende Handbewegung nach hinten, solltest du den Abstand vergrößern.
Bei größeren Gruppen werden die Handzeichen des Gruppenanführers von jedem Radfahrer nach hinten weitergegeben, damit auch der Letzte informiert ist. Frag in einer Rennradgruppe also immer erst nach ihren Handzeichen und Regeln, bevor du mitfährst.
Auch wenn der Gruppenführer den Takt vorgibt – du bist für dich und dein Team verantwortlich und solltest selbst mitdenken.
4 Tipps für sicheres Radfahren
- 1) Behalte immer den Überblick: über die Straße, den Verkehr und die anderen Gruppenteilnehmer.
- 2) Schätze die Abstände richtig ein: Radfahrgruppen fahren meist ziemlich dicht aufeinander auf. Du trägst dabei die Verantwortung für dein Teammitglied vor dir.
- 3) Sei immer bremsbereit. Das ist wie beim vorausschauenden Autofahren.
- 4) Übertreib es nicht: Je länger die zurückgelegte Strecke, desto müder und unkonzentrierter wirst du. Achte deshalb auf eine Pause zur richtigen Zeit.
Was Radfahren mit der Seele zu tun hat und alles Wissenswerte zum Radsport erfährst du auf unserer Themenseite.