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Wie dir Yoga Energie geben kann – und das nicht nur im Training

#Yoga

Das überraschend praktische Potenzial von Yoga, für dich in den Alltag übersetzt

Wie dir Yoga Energie geben kann – und das nicht nur im Training

Die spirituelle Seite des Yoga mag für den ein oder anderen abschreckend wirken: Es ist die Rede von Meditation und Chakren – und dann werden auch noch Mantren gesungen. Verständlich, dass es etwas irritierend in deinem Training wirken kann. Du kannst aber auch das überraschend alltagstaugliche Potenzial dieser spirituellen Praktiken für dich nutzen! Wir haben das Wissen einer Yogastunde für dich in den Alltag übersetzt.

1. Die Atmung beim Yoga: den Körper spüren

Die Grundlage im Yoga ist der Atem, das Pranayama. Egal, was du tust: Dein Atem fließt, er ist gleichmäßig, ruhig und tief. Dieses bewusste Atmen soll die Lebensenergie nähren und stärken – und darüber hinaus die eigenen Kräfte ausbreiten. Im Yoga gibt es verschiedene Atemtechniken. Sie lehren dich, deine Atmung bewusst(er) wahrzunehmen, zu kontrollieren und dabei unterschiedliche Energien freizusetzen. Die Chandra-Bhedana-Atmung, auch Mondatmung genannt, soll beispielsweise die weibliche Energie freisetzen, bei Nervosität und beim Loslassen helfen. Hierbei wird abwechselnd ein Nasenloch zugehalten und langsam durch das andere ein- und ausgeatmet.

So hilft dir bewusstes Atmen in deinem Alltag:

Lassen wir die verschiedenen Energien mal außen vor: Ganz praktisch gesehen gibt dir eine kontrollierte, langsame Atmung Ruhe und Kraft. Dein Herzschlag wird langsamer und gleichmäßiger, der Blutdruck sinkt. Die meisten Achtsamkeitsübungen beginnen beim Atem, und in Stresssituationen wird ebenso zu einem langsamen, kontrollierten Aus- und Einatmen geraten. Und so geht’s:

  • 1. Langsam und gleichmäßig durch die Nase einatmen
  • 2. Innehalten – die Luft im Körper (in Brust und auch Bauch) spüren
  • 3. Langsam und gleichmäßig durch den Mund ausatmen
  • 4. Innehalten – die Leere im Körper spüren

Es gibt verschiedene Techniken, mit der eigenen Atmung umzugehen. Was man aus dem spirituellen Yoga auf jeden Fall lernen kann, ist, seine eigene Atmung erst mal wahrzunehmen – und zu spüren, wie sie den Körper und den Geist beeinflussen kann. Dieses Wissen kannst du aus der Yogaklasse mitnehmen und im Alltag anwenden. Nach dem nächsten schwierigen Gespräch mit dem Partner oder einem stressigen Tag bei der Arbeit einfach auf den Atem konzentrieren und langsam einatmen, anhalten, ausatmen, anhalten, einatmen, anhalten, ...

2. Der Kopfstand beim Yoga: flexibel bleiben

Yoga baut nicht nur Muskeln auf, sondern macht dich auch flexibel. Viele der Übungen sind darauf ausgelegt, deinen Körper zu dehnen und ihn so nicht nur stark, sondern auch beweglich zu machen und zu halten. Dabei soll es nicht nur deine körperliche Flexibilität stärken, sondern auch die Flexibilität deines Geistes. So wird die Shirshasana – der Kopfstand – interpretiert als neuer Blickwinkel, als Anreiz, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen, diese auch immer mal zu wechseln – und so flexibel zu bleiben.

So hilft dir der Kopfstand in deinem Alltag:

Auch wenn dir vielleicht der Kopfstand als Symbol für neue Blickwinkel etwas zu weit hergeholt vorkommt: Man kann etwas aus diesem Teil des Yoga mitnehmen. Flexibilität ist etwas, das heute fast selbstverständlich erwartet wird: spontan auf neue Situationen und Menschen zu reagieren, sich einlassen zu können und dabei ruhig zu bleiben. Um flexibel zu bleiben, kann es tatsächlich helfen, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Und um den Körper ebenso flexibel zu halten, ist Yin Yoga eine gute Idee – ein sanfter Yogastil, der in die Tiefe geht. Die Asanas werden lange gehalten, um die Dehnung besonders intensiv zu machen und so jede Faser zu spüren. Yin wird hier als Gegenstück zum Yang (die Begriffe kommen aus dem Chinesischen) gesehen, was als Ruhe und Konzentration im Gegensatz zu Feuer und Spannung gesehen wird.

3. Die Kindspose im Yoga: Pausen im Alltag machen

Natürlich forderst du dich auch beim Yoga sportlich heraus – doch gleichzeitig achtest du besonders auf deinen Körper und seine Bedürfnisse. Es ist Teil der Yogapraxis, dass du an müden oder weniger kraftvollen Tagen statt in eine anspruchsvolle Asana auch in die Balasana, die Kindspose, gehen kannst. Sie ist entspannend und funktioniert wie eine kleine Pause in deiner Yogastunde, ohne dass du diese unterbrechen musst. Sie hilft bei Schwindel und Kopfschmerzen und entlastet deine Schultern und den Rücken.

So hilft dir die Balasana in deinem Alltag:

Achte auf dich und deinen Körper – und nimm dir bewusst Zeit für Pausen. Eine Pause bedeutet nicht, dein Leben zu unterbrechen oder etwas nicht zu tun. Pausen gehören dazu, genau wie die Balasana Teil deines Yoga-Trainings ist. Sie ist keine Unterbrechung, sondern ein natürlicher Teil des „Flows“ im Yoga. So kannst du auch Pausen im Alltag sehen: Sie helfen dir, Kraft zu sammeln und in dich hinein zu spüren. Und genau diese Pause kann auch Yoga sein. Der wöchentliche Yogakurs funktioniert wie eine Pause vom Alltag: anhalten, runterkommen, sich spüren. Und auch, wenn du gerade keinen Kurs hast: Für zwischendurch gibt es hier ein paar Asanas.

4. Singen im Yoga macht glücklich und gesund

Etwas, womit sich viele neue Yogis unwohl fühlen, ist das Tönen des Om am Ende einer Yoga- Stunde. Das Om ist ein spiritueller Gesang, der aus einem langgezogenem O-Ton besteht und in einem sanften M endet. Dieser Laut wird in der Gruppe gesungen: Alle sitzen nach vorn gerichtet im Schneidersitz auf ihren Yoga-Matten, die Augen sind meist geschlossen. Es wird langsam und tief eingeatmet, die Luft kurz gehalten, und dann wird der Ton mit Kraft mehrere Sekunden lang gehalten. Der Yogalehrer gibt meistens den Rhythmus und die Länge des Tons mit der eigenen Stimme vor.

So kann Singen deinen Alltag bereichern:

Zugegeben, das Om ist tatsächlich sehr ungewohnt – und lässt die ganze Erfahrung des Yoga sehr spirituell wirken. Aber: Singen macht glücklich und gesund! Und das wussten schon die alten Yogis und haben deshalb diesen kleinen Gesang in ihre Praxis eingebaut. Besonders beim Singen in der Gruppe gleichen sich die Herzfrequenzen an und stabilisieren sich – das haben Forscher in Göteborg herausgefunden. Die gleichmäßige Atmung beim Singen generell und das Anpassen an den Rhythmus der Musik wirken sich positiv auf dein Herz-Kreislauf-System aus.

Ganz allgemein ist Singen im Alltag super für dich: Schon 15 Minuten täglich haben einen positiven Effekt auf dein Wohlbefinden – ganz egal, ob du die Töne triffst oder nicht. Darüber hinaus senkt Singen den Wert von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol im Körper und fördert gleichzeitig die Ausschüttung von Serotonin, einem Hormon, das uns gute Laune beschert. Zu guter Letzt erhöht gemeinsames Singen auch noch die Lebenserwartung. Beim nächsten Om einfach einsteigen – es lohnt sich!

„Songs with long phrases achieve the same effect as breathing exercises in yoga.“ Björn Vickhoff, Forscher

5. Die Totenstellung im Yoga: Ruhe aushalten

Der letzte Teil der Stunde, die Shavasana, ist eine Zeit der Ruhe. Bei dieser Übung liegst du auf dem Rücken, die Arme liegen locker neben dem Körper, die Augen sind geschlossen, du bist ruhig und bewegst dich nicht. Diese Asana nennt sich die Toten- oder Leichenstellung. Ihr Ziel ist es nicht nur, den Körper still zu halten und die Wirkung der vorangegangenen Stunde zu spüren – auch der Geist soll zur Ruhe kommen. Im spirituellen Yoga heißt es: Die Shavasana stärkt das Selbstbewusstsein, entspannt den Körper und löst Verspannungen im Geist.

Die Shavasana für deinen Alltag:

Klar, den Körper still halten ist eine leichte Übung: Gemütlich vor dem Fernseher oder tagsüber bei der Arbeit vor dem Rechner. Aber den Geist still halten ist schwieriger. Lieber wird er abgelenkt oder rast immer gleich zum nächsten Termin oder To-do. Wie in der Yogastunde kannst du auch in deinen Tag einen kurzen Moment der Ruhe und des Stillhaltens einbauen.

Hierfür muss man nicht auf dem Rücken liegen und die Augen schließen. Es reicht, wenn du dir ein paar Minuten nimmst. Schaue aus dem Fenster und beobachte deine Gedanken. Lasse sie kommen und gehen und versuche, sie langsamer passieren zu lassen. Verweile bei einem, halte es aus und spüre dem nach, ohne Eile. Diese kleine Meditation im Alltag kann dich konzentrierter und klarer machen. Und wenn das Stillsitzen zu schwierig ist, probiere es mit einem kurzen Spaziergang, um die Gedanken fließen zu lassen.

„Es ist viel schwieriger, die Gedanken als den Körper ruhig zu halten. Deshalb ist die Shavasana, dem Anschein nach eine einfach zu meisternde Haltung, eine der schwierigsten.“ B.K.S. Iyengar, Yogalehrer

Man kann mehr aus einer Yogastunde mitnehmen als ein tolles Körpergefühl und einen leichten Muskelkater. Du kannst im Alltag von den Konzepten aus dem Yoga absolut profitieren! Und wie du Yoga nutzen kannst, um körperlich fitter zu werden, erfährst du hier.

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