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Don`t stop believing! Über mentale Stärke im Sport

#Hawaii 2019

Die Bedeutung mentaler Stärke im Wettbewerb ist kaum zu überschätzen

Don`t stop believing! Über mentale Stärke im Sport

Wenn man mal genauer darüber nachdenkt, ist es doch ziemlich unmenschlich! 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und dann noch einen Marathon? Jeder „Normalsterbliche“ kann da nur die Stirn runzeln. Wie kann man seinen Körper stundenlang diesen extremen Belastungen aussetzen und letztlich mit einem Lächeln durchs Ziel laufen? „Mentale Stärke“ soll die Lösung sein. Aber was hat es damit auf sich?

Der Glaube versetzt Berge – und mentale Stärke hebt dich sportlich auf den nächsten Level

Du kannst dich noch so gut vorbereiten, dich auf dem Zenit deiner körperlichen Leistungsfähigkeit befinden und er wird dennoch kommen: Der Mann mit dem Hammer! Auf einmal ist er da. Und dann musst du entscheiden: Aufhören oder gegen ihn ankämpfen? Wenn du es nicht bereits am eigenen Leib erlebt hast, ist diese Situation schwer vorstellbar. Vielleicht kannst du es bisschen vergleichen mit deinem inneren Schweinehund. Nur eben 1000-mal intensiver und schmerzhafter. In einem Langdistanz-Rennen wird dieses Tief nicht nur einmal zu bewältigen sein. Schließlich dauert der Wettkampf über 8 Stunden. Dein Kopf muss sich daher sehr oft gegen die negativen Gedanken durchsetzen und mentale Stärke beweisen.

In der Wissenschaft wird die mentale Stärke mit der Fähigkeit beschrieben, im entscheidenden Moment Anstrengung und Ausdauer zu beweisen und auch unter schwierigen Bedingungen die bestmögliche Leistung zu erbringen.

Heißt also: Egal wie sehr es weh tut, gib dein Bestes und beweg deinen Hintern ins Ziel! Das gelingt am besten durch Ablenkung. Leite deine Gedanken auf die Anfeuerungsrufe der Zuschauer und sauge die Stimmung auf. Freue dich auf die anschließende Belohnung, die dich nach den Strapazen erwartet und auf das unglaubliche Gefühl, wenn du erleichtert die Ziellinie überquerst. Kopfkino – was für eine Vorstellung!

Kopfkino
© Isaak Papadopoulos

Genauso kann es helfen, sich seiner Stärke bewusst zu machen. So lange hast du auf diesen Moment hintrainiert. Aufgeben darf keine Option sein. Du weißt genau, wie es geht! Setze einen Fuß vor den nächsten und ehe du dich versiehst, ist das Ziel in erreichbare Nähe gerückt.

„Die Konzentration auf die eigenen Gedanken ist während eines Wettkampfes sehr wichtig. In den Körper hineinhorchen, sich selbst immer wieder motivieren und sich klar machen, was zu tun ist“ Sportpsychologe Markus Flemming

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Besondere Knackpunkte auf Hawaii: mentale Stärke bei 50°C

In „normalen“ Rennen mag dir das mit der mentalen Stärke ja gelingen. Auch über eine Langdistanz. Hawaii ist allerdings alles andere als normal! Warum? Hier kommen vor allem die überaus ungünstigen Umweltbedingungen hinzu. Luftfeuchtigkeit von rund 90% und Außentemperaturen bis zu 40°C. Als Urlauber wagst du dich hier nur mit Sonnenhut und Lichtschutzfaktor 50 vor die Tür. Sport treiben? Keine Chance! Die Athleten aber sollen unter diesen besonderen Herausforderungen Höchstleistung bringen. Es geht schließlich um den Weltmeistertitel!

„Das Rennen auf Hawaii wird im Kopf entschieden!“ Patrick Lange

Da kommt so ein laues Lüftchen doch gerade recht. Von wegen! Der Wind auf Hawaii kann ganz schön launisch sein. Urplötzlich dreht er richtig auf, schwächt sich ab und gibt im nächsten Moment wieder Vollgas. Stichwort Aerodynamik, eine echte Herausforderung – gerade für die 180 Kilometer auf dem Fahrrad. So mancher Athlet verzweifelt daran schon mal.

Das Rennen auf Hawaii wird im Kopf entschieden!
© James Mitchell

Und dann wäre noch das „Energy Lab“. Eine endlos scheinende Straße im Niemandsland. Die Luft flimmert über dem rund 50°C heißen, dunklen Asphalt. Die erstarrte Lava links und rechts von dir. Nur schemenhaft sind weiter vorne laufende Konkurrenten zu sehen. Schlüsselstelle, Tal der Tränen und psychologischer Knackpunkt: Wer seinen großen Traum im Ziel auf dem Ali’i Drive verwirklichen will, muss hier bestehen. An diesem Ort wird über Sieg und Niederlage entschieden. Jetzt bloß nicht aufgeben. Im Rennverlauf befindet man sich bei Kilometer 25. Vom Wendepunkt zurück sind etwa 30 Höhenmeter zu bewältigen, die sich anfühlen, als müsste man auf die Zugspitze laufen. Außerdem gibt es keine Zuschauer. Einzig die Konkurrenten sind immer im Blick. Das „Energy Lab“ ist ein echter Mythos.

„Ich habe dort gestandene Triathlonprofis weinen sehen.“ Faris Al-Sultan

Schier übermenschliche Anstrengungen müssen vollbracht werden, um sich am Ende „Hawaii-Finisher“ nennen zu dürfen. Ab einem gewissen Zeitpunkt heißt es: Einfach weitermachen, auf sich fokussieren, seine Ziele verfolgen, mentale Stärke zeigen und als Sieger hervorgehen.

Triathlonprofis
© James Mitchell

Wie du deine mentale Stärke trainierst

  • 1. Mach dir bewusst, was du kannst und vertraue auf deine Fähigkeiten.
  • 2. Fokussiere dich auf dein Ziel und lass dich von nichts ablenken.
  • 3. Lerne mit Rückschlägen umzugehen. Nach einem Schritt zurück geht es mindestens zwei Schritte vor und dein Ziel wird wieder in greifbare Nähe rücken.
  • 4. Halte die Motivation hoch. Setze dir immer wieder neue, herausfordernde Ziele, die du erreichen möchtest (und wirst).

Don`t stop believing!

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