Der perfekte Laufschuh – so findest du ihn
Zwischen Training, Wettkampf und Carbon – was der perfekte Laufschuh mitbringen muss
Beim Training, insbesondere der langen GA1-Läufe, dürfte für viele das Wichtigste sein, dass die Laufschuhe gut passen und sich komfortabel tragen lassen. Schließlich sollen darin jede Menge Kilometer zur Vorbereitung auf das Highlight gesammelt werden. Dann: Racetime! Zeit, die Wettkampfschuhe zu schnüren und über die eigenen Grenzen hinauszuwachsen. Vorbei mit Komfort, denn natürlich hast du für diesen besonderen Moment spezielle Treter, die für dich besten Laufschuhe. Minimales Gewicht, maximal auf Performance ausgerichtet. Aber bringt’s das wirklich? Wir haben mit Moritz Schweer, dem Trade & Sports Marketing Manager bei New Balance über den perfekten Laufschuh, Entwicklungen und das Wundermaterial Carbon gesprochen.
Den perfekten Laufschuh finden
Psychologisch sollte der „Vorteil“ eines Wettkampfschuhes, dem perfekten Laufschuh, nicht unterschätzt werden. Vielleicht kennst du das selbst? Das Gefühl einen super leichten, dynamischen, minimalistischen Schuh speziell für den Wettkampf zu tragen, verstärkt deinen Glauben, noch besser sein zu können ungemein. Das Feeling, der Motivationsschub und das Adrenalin – ein Unterschied wie Tag und Nacht im Gegensatz zum gewohnten Trainingsalltag.
Und so viel zumindest scheint physiologisch sicher zu sein: Das Gewicht eines Laufschuhs beeinflusst den benötigten Kraftaufwand für die Beschleunigung der Füße. Als Hobbysportler profitierst du im Wettkampf daher genauso von einem leichten Schuh wie die Profis. Du musst einfach weniger Kraft aufwenden, um einen Fuß vor den anderen zu setzen. Allerdings ist es dann notwendig, dass Muskeln und Fußgewölbe die Aufgaben von Führung und Dämpfung, übernehmen, was sonst der Schuh für dich erledigt. Dessen solltest du dir stets bewusst sein.
Tipp: Alles beim Laufen will trainiert sein, auch das Laufen in Wettkampfschuhen. Sonst kommt es im Wettkampf selbst zur bösen Überraschung.
Denn Achtung: Auf langen Distanzen kann sich das gesparte Gewicht auf den letzten Metern bitter rächen! Muskeln und Fußgewölbe müssen die gesamte Zeit stark arbeiten. Wenn die Anstrengung letztlich keinen sauberen Laufstil mehr zulässt, hilft dir der leichte Schuh nicht.
Neue Regeln des Leichtathletikverbands für Wettkampfschuhe
- Seit dem 30. April 2020 muss jeder Schuh für einen Zeitraum von vier Monaten auf dem freien Markt (online oder im Geschäft) zum Kauf verfügbar sein, bevor er im Wettbewerb eingesetzt werden darf.
- Die Sohle darf nicht dicker als 40 mm sein.
- Der Schuh darf nicht mehr als eine starre, eingebettete Platte enthalten, die entweder über die gesamte Länge oder nur über einen Teil der Länge des Schuhs läuft. Die Platte kann aus mehr als einem Teil bestehen, diese Teile müssen jedoch nacheinander in einer Ebene liegen (nicht gestapelt oder parallel) und dürfen sich nicht überlappen.
Zusammengefasst: Das Gewicht allein verringert zwar den Kraftaufwand bei jedem Schritt, aber sehr zu lasten anderer Faktoren wie beispielsweise der Stabilität, Dämpfung oder Sprengung. Für deine Performance sind diese jedoch nicht weniger wichtig. Wettkampfschuhe richten sich daher ganz klar an ambitionierte, austrainierte Läufer. Trotzdem gibt es keine eindeutige Grenze, ab der sich ein leichter Laufschuh objektiv rechnet und somit automatisch ein guter Laufschuh ist.
Der perfekte Laufschuh: Zahlen, Daten, Fakten
Moritz: Mindestens zwei Paar sind empfehlenswert. Je höher die Ambition, desto mehr Schuhe stehen im Regal. Wichtig ist, dass man seine Laufgewohnheiten genau bestimmt und seinen Laufstil kennt bzw. vom Fachhändler analysieren lässt. Nichts ist schlimmer als der falsche Schuh!
Moritz: Jeder Läufer variiert sein Training, niemand läuft immer die gleiche Strecke im gleichen Tempo. Aus diesem Grund unterstützen verschiedene Schuhe die jeweilige Einheit (langer Dauerlauf vs. kurzer Tempolauf) und gleichzeitig erhält die Fußmuskulatur des Läufers neue Reize (z.B. Komfortschuh vs. Lightweighttrainer). Verschiedene Untergründe (Straße vs. Trail) sind ebenso ein wichtiger Grund für ein zweites Paar Laufschuhe.
Gewicht
Ein normaler Trainingsschuh wiegt etwa 300 Gramm. Ein Lightweighttrainer – also ein besonders leichter Trainingsschuh – etwa 50 Gramm weniger. Und ein Wettkampfschuh nur zwischen 150 und 250 Gramm.
Die Stabilität von einem guten Laufschuh wird durch das Verarbeiten fester Materialien sowie zusätzlicher Stützen im Schaft und einer verstärkten Zwischensohle erreicht. Auch die Fersendämpfung und Fersenschale sind bei Stabilitäts-Schuhen verstärkt. So soll das Verletzungsrisiko minimiert und die Gelenke, Sehnen und Knochen geschont werden. Je weniger Stabilität der Schuh hat, desto mehr müssen Muskelkraft und Sehnen die Belastungen beim Laufen ausgleichen.
Die Dämpfung mindert die Aufprallkräfte beim Laufen und schont somit ebenfalls die Gelenke. Dazu werden entweder einzelne Dämpfungselemente (Gels, Schaum etc.) unterschiedlicher Härtegrade miteinander kombiniert oder die ganze Zwischensohle aus einem Material gegossen, geschnitten oder geschäumt. Je stärker die Dämpfung eines Schuhs ausfällt, desto mehr Kraft geht verloren. Daher setzen Wettkampfschuhe auf möglichst wenig Dämpfung.
Info
Die Stabilität und das Dämpfungssystem eines Laufschuhs sollten immer gut aufeinander und auf deine Anforderungen als Läufer abgestimmt sein.
Sprengung bezeichnet die Differenz zwischen der Dicke der Rückfuß-Sohle und der Dicke der Vorfuß-Sohle eines Schuhs. Je höher die Sprengung, desto höher also der Absatz hinten. Je leichter das Modell ist, desto „wahrscheinlicher“ ist eine niedrige Sprengung. Dadurch steigen allerdings die Anforderungen an deine Wadenmuskulatur.
Bei klassischen Trainings-Laufschuhen liegt die Sprengung in der Regel bei rund 8 bis 14 Millimetern.
Der Härtegrad bezeichnet die Festigkeit des Zwischensohlenmaterials. Je härter, desto weniger Kraft geht verloren.
Ungeübte Läufer, welche einen sehr leichten, sehr harten Schuh mit Null-Sprengung und minimaler Dämpfung laufen, sind wahrscheinlich ein paar hundert Meter schnell, aber genauso schnell ermüdet. Resultat: DNF.
Moritz: Mit einem klassischen Trainingsschuh im mittleren Preissegment (ca. 140 €). Bei New Balance sind das die Modelle 880 und 860. Es sind gute Laufschuhe, die sind hochwertig, gut angenehm gedämpft und langlebig sind. Auf eine Beratung und Anprobe sollte man aber nicht verzichten.
Der Schuh muss zum Laufstil passen – und nicht umgekehrt. Mache daher deinen perfekten Laufschuh von anatomischen Gegebenheiten, deinem Gewicht sowie dem Laufstil abhängig. Eine Laufschuh- bzw. Bewegungsanalyse, wie sie bei vielen Sportgeschäften vor Ort angeboten wird, ist sehr empfehlenswert. Um den besten Laufschuh für dich zu ermitteln, sind das persönliche Laufziel, die Häufigkeit und Intensität des Laufpensums, aber genauso der aktuelle Trainingsstand ausschlaggebend.
Moritz: Es gibt keinen pauschalen und allgemeingültigen Wert, denn die individuellen Faktoren des Läufers wie Körpergewicht, Laufstil, Untergrund etc. bestimmen die Abnutzungsgeschwindigkeit. Klar ist, dass klassische Trainingsschuhe mehr Kilometer schaffen als leichte Wettkampfschuhe. Wenn das Profil der Außensohle abgelaufen ist und/oder die Zwischensohle faltig ist, dann wird es höchste Zeit für Ersatz. Wenn Schmerzen beim Laufen entstehen, ist es zu spät.
Info
Ungeeignete Laufschuhe können schnell zu Fußproblemen, Knieschmerzen, Schienbeinschmerzen und Rückenschmerzen führen und bei einer Vorbelastung das Verletzungsrisiko sogar erhöhen. Erfahre mehr über Schmerzen beim Laufen und wie du vorbeugen kannst.
… muss dies nicht unbedingt an den Laufschuhen liegen. Auch bei den Socken, die für uns eindeutig zu den schönen Gadgets im Sport gehören, hat sich in den letzten Jahren so einiges getan. So wird beispielsweise extrem dünnes und leichtes Hightech-Gewebe mit stabilisierenden Carbonfasern eingesetzt – für weniger Blasen und mehr Leistung.
Eine enge Passform sowie das atmungsaktive, leichte Material wie beispielsweise bei den Ultralight Socks von CEP beugen der Blasenbildung vor und verbinden einen leistungssteigernden Kompressionseffekt mit einem ultraleichten Tragegefühl.
Mit Carbon(platte) zum perfekten Laufschuh?
Info
Das steckt dahinter: Beim Laufen werden bei der Abrollbewegung deines Fußes die Zehen etwas nach hinten verbogen. Dieser Mechanismus trägt dazu bei, dass bei jedem Schritt in den Zehengelenken ein klein wenig Energie verloren geht. Die harte Sohle aus Carbon versteift das Zehengrundgelenk, die Zehen bewegen sich also nicht mehr. In Folge geht bei jedem Schritt weniger Energie verloren.
Einen Haken hat die Sache dennoch: Denn durch das steife Element in der Sohle verlängert sich der Hebel, sodass die Achillessehne und die Wadenmuskulatur mehr leisten müssen.
Die Lösung: Langfristig sollen Schuhe individuell an den Läufer angepasst werden, indem man die Steifigkeit der Platte variiert.
Moritz: Bei New Balance fließt das Know-how aus 114 Jahren in die Entwicklung neuer Technologien und Schuhe ein und wir haben uns immer sehr früh an neue Themen gewagt. Seit Mitte 2019 haben wir Schuhe mit Carbon im Programm, die Kollektion wird größer. Wir sind immer auf der Suche nach Innovation und Fortschritt und natürlich kann Carbon ambitionierten Läufern und Profis dabei helfen, den nächsten Schritt zu machen. Es wird 2021 aber auch schon Lösungen für Jedermann geben.
Moritz: lares Jein. Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, dann liegt das nicht an der Badehose. Ich kann die Frage nicht pauschal beantworten, aber im Spitzenbereich traue ich Athleten einen kleinen einstelligen Prozentsatz zu, wenn sie hinter dem Thema stehen, diese Technologie behutsam ins Training einbauen und Carbon nicht als Lösung für alles sehen.
Moritz: Die veränderte Bauweise fordert eine (muskuläre) Anpassung und eine langsame Integration ins Training. Aus meiner Sicht sollten Schuhe mit Carbon nur hin und wieder bei den passenden Einheiten und nicht zu oft gelaufen werden. Dann macht sich der Effekt stärker bemerkbar. Die Haltbarkeit von Carbon ist endlich.
Moritz: Ich glaube, dass Nachhaltigkeit ein großes Thema wird und die Industrie in wenigen Jahren nachhaltig produzierte Schuhe und Textilien bauen muss, vgl. Automobilwende. Individualisierte Schuhe aus dem 3D-Drucker könnte ein Thema werden, das irgendwann für jedermann zugänglich wird.
Triff dich zum sportlichen Austausch mit Gleichgesinnten und trainiere regelmäßig gemeinsam mit anderen Mitgliedern aus deiner Region!
Welchen Laufschuh du auch auswählst, am Ende des Tages macht dich vor allem eines wirklich schneller: gutes Training. Und wie das aussieht, zeigen wir dir hier: