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Superfoods oder heimische Kartoffel?

#Ernährung

Wie gehaltvoll der Ernährungshype wirklich ist

Superfoods oder heimische Kartoffel?

Kennst du Maca, Baobab und Moringa? Wir vor diesem Artikel noch nicht, dafür aber zumindest Acai-Beeren und Matcha-Tee. Es geht um Superfoods, die noch gesünder sein sollen als alles, was wir sonst in unseren Einkaufs- und auf Wochenmärkten bekommen und die unser gesundes Essverhalten revolutionieren sollen. Was sind Superfoods und warum erfahren sie diesen ungehaltenen Hype? Warum entpuppt sich ein altbekanntes Nahrungsmittel plötzlich als Food-Wunder? Und sind Superfoods tatsächlich super im Vergleich zu anderen Lebensmitteln? Wir sind dem Ernährungshype Superfoods auf den Grund gegangen, haben das Für und Wider verschiedener Superfoods abgewogen und uns Meinungen angehört. Ein Plädoyer für alles, was super schmeckt und (super) gut tut.

Es gibt zig Gründe, warum wir uns gesund und ausgewogen ernähren sollten:

Und mittlerweile ist Ernährung auch für viele Ausdruck einer politischen Haltung oder ein Lifestyle.

Viele Gründe, viele Möglichkeiten – und viel Verwirrung: Wer sich einmal intensiver mit dem Thema Ernährung beschäftigt und sich informiert, merkt schnell, dass es gar nicht so einfach ist, sich für die „richtige“ Ernährungsweise zu entscheiden, die gut tut und zu einem passt.

Sind Superfoods die Lösung im Ernährungsdilemma?

Als Superfoods werden Lebensmittel bezeichnet, die im Vergleich zu anderen Lebensmitteln überdurchschnittlich viele Nährstoffe enthalten und deshalb gesünder seien als andere.

Superfoods hätten jede Menge positive Eigenschaften, die unsere Gesundheit unterstützen: Einigen Superfoods – wie der asiatischen Goji-Beere oder Granatäpfeln (waren das schon immer Super-Äpfel?) – wird zum Beispiel die Fähigkeit zugeschrieben, Krebs vorzubeugen. Andere Quellen meinen, Chiasamen, roher Kakao oder Algen würden Heißhungerattacken stoppen und das Sättigungsgefühl steigern. Weizengras macht angeblich jung und an mancher Stelle heißt es, dass Athleten auf Superfoods schwören, um leistungsfähiger zu sein. Statt Müsli mit Früchten jetzt also besser eine Acai-Bowl. Statt Kaffee jetzt nur noch Matcha-Tee. Oder?

Was ist dran am Superfood-Hype?

Tatsächlich gibt es viele Lebensmittel, die erwiesenermaßen gehaltvoller – also nährstoffreicher – sind als andere, klar. Nüsse und Hülsenfrüchte zum Beispiel enthalten sehr viel Magnesium und Eisen, Zitrusfrüchte sind die Vitamin-C-Bomben schlechthin. Die Ingwerknolle wirkt entzündungshemmend und hilft zum Beispiel bei Erkältung – das ist lange bekannt. Seit Neuestem gehört Ingwer auch zu den Superfoods. Sollten dann nicht automatisch alle natürlichen Lebensmittel Superfoods sein?

Was dem Begriff „Superfoods“ fehlt, ist seine wissenschaftliche Grundlage – es gibt keine anerkannte Definition dessen, was Superfoods sind und was nicht. Das verdeutlicht der Aufstieg der Ingwerknolle.

Eine kleine Liste: 13 Superfoods

Goji-Beeren

Sie stammen aus dem asiatischen Raum und sind mit überdurchschnittlich vielen Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien ausgestattet, die vor freien Radikalen schützen.

Acai-Beeren

Aronia-Beeren

Chia-Samen

Hanfsamen

Algen

Roher Kakao

Baobab

Ingwer

Maca

Granatapfel

Moringa

Acerola

Das Europäische Informationszentrum für Lebensmittel EUFIC (European Food Information Council) definiert Superfoods als

„Lebensmittel, insbesondere Obst und Gemüse, die aufgrund ihres Nährstoffgehaltes einen höheren gesundheitlichen Nutzen als andere Nahrungsmittel haben.“ Wir landen bei unserer Recherche also immer wieder bei der Frage, ob nicht sehr viel mehr gesunde Lebensmittel in die Kategorie der Superfoods fallen, als die 15 oder 20 ausgewählten, exotischen Top-Kandidaten – und der Begriff damit überflüssig wird.

Nicht alle Superfoods sind frisch und natürlich

So gesund und lecker „Superfoods“ in ihrer Reinform auch sein mögen, so bringen sie auch ein paar Unklarheiten mit sich. Die meisten der gehypten Superfoods – wie die Goji- oder Acai-Beere, Chiasamen und die mittlerweile vollkommen in unseren Essensgewohnheiten angekommene Avocado – stammen aus Südamerika, Afrika oder Asien und legen sehr lange Wege zurück um auf unseren Tellern zu landen. Die Anbaubedingungen vor Ort sind für uns zu Hause intransparent. Anbau und Transport kosten Geld, Energie und Rohstoffe. Das Risiko, durch Schadstoffe belastete Lebensmittel zu essen, ist bei Superfoods daher relativ hoch.

Superfoods gibt es mittlerweile auch in komprimierter Form als Kapseln oder verarbeitet als Pulver zu kaufen – und plötzlich wirken sie wie ein Nahrungsergänzungsmittel, das den Anspruch an Natürlichkeit ad absurdum führt. Auch wenn „naturbelassen“ oder „BIO“ drauf steht, ist also nicht automatisch alles natürlich an den „neuen“ Superfoods im Frühstücksmüsli.

Das sagt die Verbraucherzentrale zu Superfoods

„Superfoods können ‒ sofern sie nicht gerade in Kapselform verzehrt werden ‒ den Speiseplan durchaus bereichern und ganz neue Geschmacks­erlebnisse vermitteln. Ein gesundheitlicher Mehrwert im Vergleich mit der Vielzahl heimischer Gemüse und Früchte ist aber nicht zu erwarten.“

Nicht alle Superfoods müssen exotisch sein

Weil der Hype so groß ist und die Auswahl der Superfoods noch relativ klein, um sich ausschließlich von ihr ernähren zu können, erobern immer mehr heimische Lebensmittel das Superfood-Zertifikat – und das zurecht. Unsere heimische Kartoffel trumpft mit 15 verschiedenen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen auf und besteht dabei nur aus ca. 1% Fett. Damit nochmal zurück zur Eingangsfrage: Sind dann nicht automatisch alle natürlichen Lebensmittel Superfoods? Aus unserer Perspektive: Ja!

Jedes unverarbeitete Obst und Gemüse und jedes heimische Getreide hat den Namen „Superfood“ verdient, wenn es schmeckt, die Nährstoffe enthält, die unser Körper braucht, um fit, gesund und leistungsfähig zu sein, und wenn wir wissen, woher es kommt.

Statt Chia gehen dann auch Leinsamen, statt Goji schwarze Johannisbeeren und statt Acai-Beeren einfach Heidelbeeren.

Wichtiger als Superfoods: Balance.

Viel besser als das eine gehypte „neue Superfood des Monats“ ist eine grundsätzlich ausgewogene Ernährung, bei der du verschiedene natürliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Getreide, Milch, Fleisch und Fisch miteinander kombinierst. Und da kann es natürlich auch mal die Goji-Beere im Müsli sein. Du wirst schnell merken, was dein Körper tatsächlich braucht, was zwischendurch gut für deine Seele ist (Schokolade zum Beispiel) und welche Lebensmittel sich zu kreativen Rezeptideen zusammenstellen lassen. Unser Plädoyer: Iss das, was dir gut tut, schmeckt und dich nicht belastet – am besten natürlich. So sehen es übrigens auch die ehemalige Triathletin Wenke Kujala und Yoga-Coach Sinah Diepold: Die beiden Sportlerinnen haben sich über Ernährungshypes unterhalten.

Wenke Kujala verrät, in welcher Kombination Kartoffeln ihr persönliches Superfood sind

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