Beim Schwimmen trinken?
Warum fehlende Flüssigkeitszufuhr deine Schwimmleistung verringert
Vom kühlen Wasser umgeben zu sein und durch die gefühlte Schwerelosigkeit zu gleiten, das macht Schwimmen so besonders. Dass es aber richtig anstrengend ist und wir dabei mächtig ins Schwitzen kommen, verdrängen wir im nassen Element schnell. Wie geht man da mit Essen und Trinken um? Die Profi-Triathleten Nils Frommhold und Daniela Sämmler (oben im Bild) über ihren Umgang mit Getränken und Essen beim Schwimmen.
Ich beginne mit einem weit verbreiteten Mythos: Viele Menschen denken, dass sie beim Schwimmen nicht schwitzen und deshalb nichts oder nur wenig trinken müssen. Ich gehe eher vom Gegenteil aus. Ich glaube sogar, dass Schwimmer sehr intensiv im Wasser schwitzen. Wer 3,8 Kilometer mit vollem Körpereinsatz krault, schwitzt. Es ist nur nicht sichtbar. Jeder, der schon mal ein intensives Training im Wasser bewältigt hat, weiß und fühlt, wie der Körper den eigenen Stoffwechsel anfeuert und Energie abruft. Schwitzen ist ein Mittel des Körpers, um gegen eine steigende Körpertemperatur zu wirken. Daher solltest du auf das Trinken beim Schwimmen keinesfalls verzichten. Übrigens:
Wenn du wirklich Durst bekommst, ist es schon zu spät.
Ähnlich wie beim Radfahren und Laufen solltest du auch beim Schwimmen kontinuierlich trinken und nicht erst anfangen, wenn du merkst, dass etwas nicht stimmt. Denn der Körper teilt dir mit dem Durstgefühl ein bereits bestehendes Ungleichgewicht mit. Was bedeutet: Du bist schon leicht dehydriert.
Im Wettkampf ist die längste Distanz die Triathlon-Langdistanz mit 3,8 Kilometern – das ist ohne die Zufuhr von Flüssigkeit gut zu bewältigen. Die einzige Möglichkeit im Freiwasser zu trinken, wäre eine Flasche oder Trinkblase am Neoprenanzug – das steht aber mit der Regel in Konflikt, dass der Athlet außer dem „Neo“ nichts mitführen darf. Besser: Direkt nach dem Schwimmen kannst du in der Wechselzone ein paar Schlucke zu dir nehmen. Aber nicht zu viel, denn du steigst dann sowieso auf dein Rennrad, wo mindestens eine Trinkflasche jederzeit griffbereit ist. Im Trainingsbecken solltest du aber regelmäßig trinken, vor allem zwischen intensivem Pyramidentraining.
Die Menge an Flüssigkeit, die ein Schwimmer zu sich nehmen sollte, variiert, denn jeder schwitzt unterschiedlich schnell und benötigt daher verschiedene Mengen Wasser. Vor und während des Trainings würde ich ambitionierten Schwimmern ein leichtes isotonisches Getränk mit Kohlenhydraten empfehlen, für die meisten Sportler reicht aber eine Flasche Wasser. Wichtig ist, dass es dir schmeckt und du es gut verträgst.
Bei intensiven Einheiten empfehle ich im Anschluss Eiweiße. Am einfachsten ist der klassische Eiweiß-Shake. Den gibt es in den verschiedensten Geschmacksrichtungen – wirklich niemand muss etwas trinken, was er nicht mag. Für Schwimmer, die nur fitter werden möchten, reicht aber auch eine normale Mahlzeit mit vielen Proteinen: Fisch, Hülsenfrüchte, Nüsse.
Auch beim Essen ist wichtig: Nicht zu viel auf einmal und etwas, was du auch magst. Für mich persönlich funktionieren mehrere kleine Portionen besser als 1–2 sehr große Portionen am Tag.
Wenn du öfter trainierst, teilt dein Körper dir mit, was er wann will. Dadurch bist du für einen Wettkampf oder eine längere Distanz gewappnet und weißt, was für dich am besten funktioniert.
Mein Favorit: 30 Minuten vor dem Schwimmen eine Banane für die nötige Energie.
Generell gilt aber, dass dein Körper Flüssigkeiten schneller und effizienter aufnimmt als feste Nahrung. Die meisten Schwimmer sollten nebenbei einfach kleine Mengen Wasser zu sich nehmen.
Häufig werde ich gefragt, ob ich generell eine Tageszeit zum Schwimmen bevorzuge. Immer wieder höre ich auch den Spruch: „Morgens zu schwimmen hält deinen Stoffwechsel den ganzen Tag auf Trab!“. Ich denke, wer sich morgens früh bewegt, egal in welcher Form, der hat einen besseren Start in den Tag. Das Konzept des „Frühsports“ ist also kein Aberglaube. Für mich persönlich ist es organisatorisch am einfachsten, wenn ich morgens einen leicht verdaulichen Snack zu mir nehme und dann direkt ins Wasser springe. Intensivere Einheiten schiebe ich jedoch lieber auf den Vor- und Nachmittag. Da fühle ich mich leistungsfähiger und passe meine Ernährung dementsprechend an. Richtig gegessen wir dann erst im Anschluss.
Die Quintessenz ist: Hör auf deinen Körper. Du spürst die Belastung beim Schwimmen, also brauchst du auch Flüssigkeit, am besten Wasser. Letztlich ist jedes körperliche Training auch mehr als reiner Ausdauer- und Muskelaufbau: Du trainierst auch, deinen Körper zu verstehen. Und der signalisiert dir, dass du etwas trinken solltest, lange bevor du durstig bist.
Weitere wertvolle Tipps zum Schwimmen von Nils Frommhold und seinem Teamkollegen Florian Angert bekommst du auf unserer großen Themenseite.